Mehr Operationen, weniger Konserven
Blutspenden - Die Auswirkungen von Corona und Ukraine-Krieg sind auch im Kreis Heidenheim immer deutlicher zu spüren. Vor allem die Zahl der Erstspender ist gesunken. (HZ v. 28.06.22)
Blutspender sind Lebensretter und werden deshalb zu allen Zeiten benötigt - im Moment allerdings dringender denn je. Auch im Kreis Heidenheim appelliert das Deutsche Rote Kreuz deshalb mit zunehmender Sorge an die Bürgerinnen und Bürger, mehr Blut zu spenden. Die Situation um fehlende Konserven hat sich aus verschiedenen Gründen dramatisch zugespitzt, wie Frieder Fucker ausführt.
Mehrere Gründe für den Mangel
Der Fachberater aus Hürben, der seit 45 Jahren dem DRK angehört und unter anderem (bis 2016) auch als Heidenheimer Kreisbereitschaftsleiter fungierte, sieht mehrere Gründe für die entstandene Notsituation. So seien während des Corona-Lockdowns zahlreiche Operationen in Kliniken und Praxen verschoben worden, die nun nachgeholt werden müssen.
Zusätzlich zu den aktuellen Fällen entsteht dadurch ein deutlich erhöhter Bedarf an Blutkonserven bei gleichzeitig sinkender oder zumindest stagnierender Spendenbereitschaft. In Baden-Württemberg werden täglich etwa 1.800 Spenden benötigt, bundesweit 15.000, um den Bedarf an Konserven decken zu können.
Ukraine-Krieg hat Auswirkungen
Auch der Ukraine-Krieg habe negative Auswirkungen auf die ohnehin schon angespannte Situation. So müssten beispielsweise auch in Ulm zunehmend Kriegsverwundete medizinisch versorgt werden und benötigten dringend Spenderblut, wie Fucker berichtet. Zudem würden aufgrund des Krieges die Anfrage aus den Nachbarländern zunehmen, wo die Not häufig noch größer ist.
Seit Beginn der Corona-Pandemie ist im Kreis Heidenheim vor allem die Zahl der Erstspender gesunken. Lag deren Anteil einst noch bei zwölf Porzent, so sei er inzwischen auf sieben bis acht Prozent zurückgegangen. Offensichtlich ist es schwieriger geworden, vor allem an junge Leute als potenzielle Spender heranzukommen.
"Vor der Pandemie hatten wir zum Beispiel auch noch ein bis zwei Blutspendeaktionen im Jahr, die wir in weiterführenden Schulen veranstalteten. Dort konnten wir dann auch jüngere Leute als Spender gewinnen", erläutert Fucker. Vor allem aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor einer Corona-Ansteckung sind solche Gelegenheiten aber zuletzt weggebrochen.
2020, im ersten Corona-Jahr, sei die Situation trotzdem noch gar nicht so schlecht gewesen. "Während des Lockdowns waren die Leute froh, dass sie zum Blutspenden gehen konnten. Wir mussten in große Hallen gehen, was auch möglich war, denn die standen zu diesem Zeitpunkt ja leer, weil es keine Veranstaltungen mehr geben durfte", erinnert sich Fucker.
Neue Organisation
Seit damals werden die Blutspende-Aktionen im Kreis auch anders organisiert. Wer den kostbaren Lebenssaft zur Verfügung stellen möchte, muss sich vorab entweder übers Internet (www.blutspende.de) oder telefonisch (0800 1194 911) einen Termin reservieren. Es gebe natürlich auch Spender, die aufgrund dieses erhöhten Aufwandes nun nicht mehr kommen, so der 57-jährige Hürbener. Grundsätzlich halte er das neue System mit Voranmeldung aus organisatorischen Gründen aber für sehr vorteilhaft.
"Früher waren die Kapazitäten oft ausgereizt. Wir mussten sogar schon Aktionen abbrechen, weil zu einer bestimmten Tageszeit zu viele Leute auf einmal kamen", berichtet Fucker. Jetzt lasse sich alles besser und zielführender bewerkstelligen. Je nach Größe der Halle und des Teams des Blutspendedienstes würden abschnittsweise personelle Obergrenzen festgelegt.
Nächster Termin in Schnaitheim
Bei der nächsten Spendeaktion im Kreis Heidenheim, am 5. Juli in Schnaitheim, beispielsweise, dürfen pro Viertelstunde 14 Spenderinnen und Spender kommen, maximal 235 im Zeitraum zwischen 14:30 und 19:30 Uhr. Die Verteilung der Personen über den Tag macht es nicht nur den Helferinnen und Helfer einfacher, das System sorgt auch dafür, dass keine allzu langen Wartezeiten entstehen. "Im Regelfall ist man nach einer Dreiviertelstunde fertig", so Fucker.
Nach der Aktion wird den Spendern noch ein Essen gereicht, das entweder vor Ort verzehrt werden kann oder auch als Lunchpaket mit nach Hause genommen werden darf. Essen und Trinken sind wichtige Aspekte am Blutspendetag. Wer kommt, sollte nach Möglichkeit schon zwei Liter während des bisherigen Tages getrunken haben, empfiehlt das DRK.
Nächste Aktion in Schnaitheim
Rund 30 Mal pro Jahr wird im Kreis Heidenheim zu Blutspendeaktionen eingeladen. Die nächste findet am Dienstag, 5. Juli, zwischen 14:30 und 19:30 Uhr, in der Schnaitheimer Turnhalle statt.
Allein im Stadtgebiet Heidenheim gibt es sechs Termine pro Jahr. Durchschnittlich erscheinen 180 bis 190 Spendenwillige. Etwa 1.200 Spenden (rund 1.000 Vollkonserven) lassen sich dadurch erzielen. Eine Blutspende kann bis zu drei Leben retten.
Bevor es zur Spende kommt (es wird ein halber Liter Blut abgenommen) erfolgen eine Labor-Untersuchung und ein medizinischer Check durch einen Arzt vor Ort. Spenden darf, wer zwischen 18 und 65 Jahre alt ist , Mehrfachspender dürfen bis zum 73. Geburtstag Blut spenden. Wichtig: Zum Spenden den Personalausweis mitbringen.