"Zukunftsweisende Entscheidung"
Karl-Kaipf-Heim - Damit die DRK-Heidenheim-Pflegedienste auch in Zukunft einen Pflegebetrieb in der Mühlstraße anbieten können, muss das Gebäude zeitnah abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Wie sehen die Pläne aus? (HZ v. 28.05.2022)
Herbrechtingens Bürgermeister Daniel Vogt und DRK-Kreisgeschäftsführer Mathias Brodbeck sind sich einig im Bezug auf das Karl-Kaipf-Heim eine "zukunftsweisedne Entscheidung" getroffen zu haben. Insofern, dass die Stadt die Fläche der Begegnungsstätte an die DRK Heidenheim Pflegedienste gGmbH verkauft, damit der Betreiber das etwa 30 Jahre alte Gebäude abbrechen und einen Neubau errichten lassen kann. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dieser geplanten Baumaßnahme.
Warum drängt die Zeit?
Das DRK hat für das Karl-Kaipf-Heim nur noch eine befristete Betriebserlaubnis bis August 2024 erhalten, da die Landesheimbauverordnung für Pflegeeinrichtungen Einzelzimmer mit eigenem Sanitärbereich vorschreibt. Das Heim in der Herbrechtinger Mühlstraße zählt jedoch elf Doppelzimmer. Zudem teilen sich jeweils zwei Einzelzimmer ein Bad.
Warum hat man sich gegen eine Sanierung und für einen Neubau entschieden?
Das Karl-Kaipf-Heim hat laut DRK-Kreisgeschäftsführer Brodbeck baukonstruktive und technische Mängel. Beispielsweise müssten das Dach und die Heizung erneuert werden und die Isolierung sie schlecht. Anfang der 1990er Jahre, als das Gebäude entstand, habe die Energetik keine Rolle gespielt.
"Aufgrund der hohen Energiekosten war die Wirtschaftlichkeit des Heimes von Beginn an schwach, trotz durchgehend guter Belegung." Eine Sanierung würde sich laut eines energetischen Gutachtens, das man vor ein paar Jahren in Auftrag gegeben habe, nicht rechnen. Außerdem müsste man wegen des Bestandsschutzes umfassend sanieren, sobald man baulich etwas verändere. Es soll also ein Neubau werden.
Man habe sogar einen Neubau an anderer Stelle geprüft, diese Überlegungen aber verworfen, da man den Standort in der Mühlstraße nicht aufgeben wollte. Dieser sei zentrumsnah und doch abseits der Hauptstraße und dazu idyllisch an der Brenz gelegen.
Wie soll der Neubau aussehen?
Die Konzeption für den Neubau stammt aus der Feder des Unternehmens Immotec aus Offenbach am Main. Kurz gesagt: Aus der Vogelperspektive wird aus dem "H" ein "M", wodurch mehr Parkplätze vor dem Gebäude realisiert werden können. Es sind drei Vollgeschosse vorgesehen ohne Unterkellerung. Im Erdgeschoss sollen der Tagespflegebereich, der Empfang, Küche, Technik und Büros unterkommen. Im ersten und zweiten Obergeschoss soll es auf beiden Flügeln 15 Einzelzimmer geben, also Plätze für insgesamt 60 Bewohnerinnen und Bewohner. Derzeit sind es 72 Personen auf zwei Etagen.
Jeder Flügel muss einen eigenen Aufenthaltsbereich haben, der in der Mitte des Gebäudes platziert wird, sodass sie einen großen Aufenthaltsbereich ergeben. Im dritten Stock - ein Staffelgeschoss - sollten Unterkünfte für betreutes Wohnen entstehen, die einen separaten Zugang erhalten sollen.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Dieses Jahr sollen die Voraussetzungen für den Abbruch und den Bau geschaffen werden, sprich Genehmigungen eingeholt und Bauunternehmen gefunden werden. 2023 sollen die Bagger in der Mühlstraße anrollen. Da der Neubau, wie in Giengen, in Modulbauweise enstehen soll, kann sich die Bauzeit auf einige Monate beschränken. Spätestens im August 2024 soll der Neubau fertiggestellt sein.
Was passiert mit den Bewohnerinnen und Bewohnern während der Bauphase?
Das DRK habe bislang nicht vor einen Aufnahmestopp für das Karl-Kaipf-Heim zu verhängen. Der Plan ist stattdessen in Herbrechtingen bis zum Abriss eher Patienten in der Kurzzeitpflege aufzunehmen. Patienten in der Langzeitpflege versuche man in den anderen DRK-Pflegeeinrichtungen unterzubringen, etwa im Haus der Pflege in Heidenheim oder in der derzeit enstehenden Einrichtung in Giengen, die noch dieses Jahr in Betrieb gehen soll.
Welche Kosten kommen auf das DRK zu?
Darauf hat DRK-Kreisgeschäftsführer Mathias Brodbeck angesichts des noch frühen Planungsstandes und der stetig steigenden Preise in der Baubranche noch keine Antwort parat. Es werde definitiv ein Betrag in Millionenhöhe sein. Man versuche, die Kosten so gering wie möglich zu halten, damit die Pflege im neuen Karl-Kaipf-Heim bezahlbar bleibe.
Aus diesem Grund hofft Brodbeck neben der Stadtverwaltung, dass der Bereich zwischen Langer Straße und Brenz vom Land zum neuen Sanierungsgebiet erklärt wird. Die Entscheidung soll im Juni fallen. Dann könne man mit einer Förderung rechnen, die bei den Abbrucharbeiten unterstützen würde. Unter Umständen können die ermittelten Kosten noch zu einer Verschiebung des Zeitplans führen, so Brodbeck.
Wo soll die Begegnungssätte hinziehen?
Als Übergangslösung für die Begegnungsstätte hat die Stadtverwaltung das Buigen-Center und die Ratsstuben im Auge. Da die städtische Gastronomie am Rathausplatz derzeit ohnehin pächterlos ist, kann dort das Café der Begegnungsstätte einziehen. Das biete sich an, da Möblierung und Geräte bereits vorhanden seien, so Bürgermeister Vogt. Man müsse lediglich ein behindertengerechtes WC nachrüsten. Für die 15 Gruppen, darunter Computergruppe, Schachgruppe und die Schreinergruppe, sollen entsprechende Räumlichkeiten im Buigen-Center zur Verfügung gestellt werden. Die Verwaltung sei mit den Gruppen in Kontakt und ermittle den Bedarf.
Was bedeutet die Baumaßnahme für "Essen auf Rädern"?
Auch im Neubau soll es wieder eine Küche geben, die sowohl frische Mahlzeiten für die Heimbewohner zubereitet, als auch für den eigenen Fahrdienst "Essen auf Rädern", der die Mittagsmenüs direkt zu Kundinnen und Kunden nach Hause liefert. Während der Bauphase möchte das DRK dem Lieferservice aufrechterhalten, sei aber noch auf der Suche nach einem Ausweichquartier. "Eventuell erlaubt uns die Stadt, die Küche in der Bibrishalle mitzunutzen", so Brodbeck.
Zur Geschichte des Karl-Kaipf-Heimes
Spatenstich für das Karl-Kaipf-Heim war im Jahr 1990 und es ging ein Jahr später in Betrieb. Das Heim wurde nach dem letzten Besitzer der Oberen Mühle benannt, die sich zuvor an diesem Ort in der Mühlstraße befand.