Pflegeheime vor schwierigen Aufgaben
Gespräch - Landtagsabgeordneter Martin Grath tauschte sich mit dem DRK Heidenheim aus. (HZ v. 03.03.23)
Zu seinem Jahresgespräch war Landtagsabgeordneter Martin Grath beim DRK-Kreisverband, wo er mit dem Präsidenten Dr. Bernhard Konyen und Kreisgeschäftsführer Mathias Brodbeck in den Räumen des DRK in der Schlosshaustraße in Heidenheim zusammentraf. Grath nannte die vielen Herausforderungen, vor denen die Hilfsorganisationen stehen, beim Namen: Fachkräftebedarf, steigende Energiekosten, steigende Kosten für Lebensmittel, Angriffe gegen Helfer, Mangel an Blutkonserven und bürokratische Pflichten. Nach kurzem Austausch zu diesen Themen fragte Grath nach den aktuellen Herausforderungen aus der Sicht der Hilfsdienste.
Problem gestiegene Baupreise
Brodbeck sprach die Problematik an, dass aufgrund der gestiegenen Baupreise sowie der Entwicklung der Zinsen der Neubau eines Pflegeheims derzeit betriebswirtschaftlich nicht bewerkstelligt werden könne. Die Gestehungskosten eines Pflegeheims könnten aktuell nicht durch den Investitionskostensatz, der mit den Pflegekassen zu verhandeln ist, refinanziert werden.
Erschwerend komme in Baden-Württemberg hinzu, dass viele Pflegeheime in die Jahre gekommen seien und dringend saniert oder neu gebaut werden müssten. Ansonsten würden zukünftig Pflegeplätze fehlen. Allerdings müssten die Investitionen für die Pflegeheimbetreiber zu stemmen sein und gleichzeitig für die Heimbewohner bezahlbar bleiben. Sein Appell an die Politik: »Es müssen Förderprogramme aufgelegt werden bzw. Zuschüsse vom Land kommen, um einen zukünftigen Heimplatzmangel zu vermeiden.«
Durch die Landesheimbauverordnung, die für Pflegeheime Einzelzimmer vorschreibe und nur noch in Ausnahmefällen Doppelzimmer erlaube, habe sich die Situation auf der Angebotsseite verschlechtert. Es gebe jedoch auch Bewohnerinnen und Bewohner, die sich einsam fühlen und deshalb mitunter auch lieber in einem Doppelzimmer als in Einzelzimmern untergebracht würden. Das gelte vor allem für demenzerkrankte Menschen. Dass Einzelzimmer sowohl für die Betreiber als auch für die Bewohner teurer sind, verstehe sich von selbst.
Hilfsfristen angepasst
Dr. Konyen und Brodbeck sprachen an, dass mit der Einführung des neuen Rettungsdienstplans die Hilfsfristen durch das Innenministerium angepasst wurden. In Baden-Württemberg wurde die Hilfsfrist von 15 auf zwölf Minuten für das ersteintreffende Rettungsmittel verkürzt. Laut den DRK-Vertretern gibt es Berechnungen der Hilfsorganisationen, die besagen, dass der dreiminütige Zeitvorteil voraussichtlich ca. 30 bis 40 Prozent mehr an Vorhaltung bedeute. Davon betroffen seien neben zusätzlich erforderlichen Rettungswachen an neuen zusätzlichen Standorten auch Erweiterungsbauten an bestehenden Rettungswachen. Vor allem aber auch die Rettungsfahrzeuge und nicht zuletzt gut ausgebildetes Fachpersonal würden in diesem Zusammenhang gewaltige Herausforderungen an die betroffenen Hilfsorganisationen stellen.
Mehr auf Telemedizin setzen
Abgeordneter Grath brachte die Rettungsleitstellen ins Gespräch: „Wäre das Geld nicht besser angelegt, wenn die Leitstellen besser ausgestattet würden, die Fahrten besser koordiniert wären und wir in Zeiten von Personalbedarf mehr auf Telemedizin in den Fahrzeugen setzen würden?“ Dies wurde einhellig befürwortet. „Ich werde Ihre Kritik in Stuttgart vortragen und bin gespannt, welche Begründungen das Innenministerium für die Herabsetzung der Zeit für die Hilfsfrist nennt“, so Grath.