Den richtigen Zeitpunkt erwischen
Karl-Kaipf-Heim - Die hohen Baupreise hindern die DRK-Heidenheim-Pflegedienste derzeit daran, den geplanten Abriss und Neubau des Herbrechtinger Pflegeheims in die Wege zu leiten. Eine Realisierung bis Sommer 2024 ist trotzdem noch möglich. (HZ v. 09.12.22)
Bereits im Mai dieses Jahres hatten die DRK-Heidenheim-Pflegedienste ihr nächstes großes Bauvorhaben angekündigt. Neben dem neuen Pflegeheim in der Giengener Schwage soll auch Herbrechtingen einen Neubau erhalten, der das bestehende Karl-Kaipf-Heim ersetzen wird. Das Bauprojekt unterlag von Anfang an einem ehrgeizigen Zeitplan: Abriss und Baubeginn sollen im nächsten Jahr erfolgen, die Fertigstellung dank Modulbauweise spätestens im Sommer 2024. Nun, über ein halbes Jahr später, steht noch immer ein großes Fragezeichen hinter einem Termin für den Baustart.
Der Grund: Die aktuelle Baupreis- und Zinsentwicklung mache eine Umsetzung der Baumaßnahme unmöglich, da der Betrieb des neuen Heims unrentabel wäre, so DRK-Kreisgeschäftsführer Mathias Brodbeck. „Wir wollen ein Gebäude erstellen, das wir wirtschaftlich betreiben können.“ Sobald sich die Kosten im Baugewerbe wieder erholen würden, was vielleicht schon im Frühjahr der Fall sei, könnten Abriss und Neubau relativ zügig in Angriff genommen werden. Um mit den entsprechenden Anträgen schnell auf den Markt reagieren zu können, sei man gerade dabei, die Genehmigungsplanung abzuschließen. Von einer Verzögerung des Bauprojekts ist momentan nicht die Rede.
Befristete Betriebserlaubnis
Warum die Zeit drängt: Da das Pflegeheim in der Mühlstraße nicht mehr den aktuellen Vorschriften der Landesheimbauverordnung für Pflegeeinrichtungen entspricht – demnach darf es nur Einzelzimmer mit eigenem Sanitärbereich geben –, hat das DRK nur noch eine befristete Betriebserlaubnis bis August 2024 bekommen. Das Karl-Kaipf-Heim verfügt lediglich über Doppelzimmer oder Einzelzimmer, von denen sich immer zwei ein Bad teilen. Also muss eine grundlegende bauliche Veränderung her.
Laut Betreiber stelle ein Abriss mit Neubau gegenüber einer Sanierung des über 30 Jahre alten Gebäudes die wirtschaftlichere Lösung dar. Er bezieht sich auf ein energetisches Gutachten, das man vor ein paar Jahren erstellen ließ. Als das Heim Anfang der 90er-Jahre errichtet wurde, habe die Architektur eine wichtigere Rolle als der Energieverbrauch gespielt, so Brodbeck. Obwohl die Pflegeeinrichtung durchgehend gut belegt war, hätten von Beginn an hohe Energiekosten einen einträglichen Betrieb erschwert.
Gesetzt den Fall, dass das Gebäude im August 2024 noch steht, könnte das DRK die elf Doppelzimmer ab dann nicht weiter nutzen. „Dadurch würden wir Plätze verlieren.“ Für die Einzelzimmer würde der Pflegedienst eine Verlängerung der Betriebserlaubnis beantragen. Für den DRK-Kreisgeschäftsführer würde dieses Szenario, nur einen Teil des Pflegeheimes zu belegen, nicht nur aus betriebswirtschaftlicher, sondern auch aus energetischer und wasserhygienischer Sicht keinen Sinn machen. „Es ist unser erklärtes Ziel, alsbald aus Alt Neu zu machen.“
Um das Karl-Kaipf-Heim zügig „entmieten“ zu können, habe man in den vergangenen Monaten den Anteil der Kurzzeitpflegeplätze erhöht. Die hohe Fluktuation der Bewohnerinnen und Bewohner bedeute zwar eine größere Arbeitsbelastung für das Personal, sei aber für einen fairen Umgang mit den Patienten wichtig. Darüber hinaus habe man einem Teil der Bewohner angeboten, in Giengen eine neue Heimat zu finden. Am Montag seien bereits ein paar ins neue Pflegeheim gebracht worden. Langzeitpflegepatienten würden in Herbrechtingen aber nach wie vor aufgenommen. Für eine gewisse Zahl könne man, wenn es soweit ist, Plätze in den Einrichtungen in Giengen oder in Heidenheim anbieten. Bis die Abrissbagger anrollen können, ist geplant, die Belegung insgesamt auf etwa die Hälfte zu reduzieren.
Ebenfalls wertvolle Zeit sparen könnte die zwischenzeitlich aufgekommene Idee, den vorhandenen Keller nicht zu entfernen, sondern aufzufüllen und als tragfähiges Element fürs neue Objekt zu verwenden – vorausgesetzt, die Statik ermöglicht es. Dies würde die Abbruch- und Gründungsarbeiten beschleunigen.
Um den Weg für einen Neubau frei zu machen, hatte die Stadt Herbrechtingen die Fläche der Begegnungsstätte im Karl-Kaipf-Heim an das DRK verkauft. Ursprünglich sollte die städtische Begegnungsstätte bis Jahresende ausgezogen sein. Aber weil man nun doch nicht so schnell handeln müsse, so Brodbeck, gebe man der Begegnungsstätte bis zum Frühjahr Zeit, bis die neuen Räumlichkeiten im Buigen-Center und in den Ratsstuben bezugsfertig seien. Ein ausführlicher Bericht zur städtischen Begegnungsstätte folgt.
So soll der Neubau aussehen
Der Entwurf für den Neubau des Karl-Kaipf-Heimes stammt aus der Feder des Unternehmens Immotec aus Offenbach am Main. Aus der Vogelperspektive wird aus dem jetzigen „H“-förmigen Gebäude ein „M“, wodurch mehr Parkplätze auf der Vorderseite realisiert werden können. Es sind drei Vollgeschosse vorgesehen. Im Erdgeschoss sollen der Tagespflegebereich, der Empfang, Küche, Technik und Büros unterkommen. Im ersten und zweiten Obergeschoss soll es auf beiden Flügeln 15 Einzelzimmer geben, also Plätze für insgesamt 60 Bewohnerinnen und Bewohner. Derzeit sind es 72 Personen auf zwei Etagen. Im dritten Stock – ein Staffelgeschoss – sollen Unterkünfte für betreutes Wohnen entstehen, die einen separaten Zugang erhalten sollen.